Charlotte Perriand (1903–1999), eine der innovativsten Innenarchitektinnen und Möbelentwerferinnen des 20. Jahrhunderts, strebte nicht nur eine Veränderung der Formen an, sondern zugleich die Verbesserung sozialer Bedingungen. Ab den frühen 1930er-Jahren erhält die Fotografie, die sie auf radikal-moderne Weise betreibt, eine impulsgebende Rolle für ihr gesamtes Werk. Perriand unternimmt Streifzüge an die Ärmelkanalküste bei Dieppe oder in die Steinbrüche von Bourron. Dabei ist sie zusammen mit Pierre Jeanneret und Fernand Léger auf der Suche nach magischen Objekten mit prägnanten Naturformen: Knochen, Fischgräten, Kiesel oder Feuersteine. Direkt vor Ort oder zurück im Atelier werden die besten Fundstücke ausgewählt, die sie anschliessend fotografiert. Die Einheitlichkeit von Format und Inszenierung unterstreicht den Seriencharakter, der Verzicht auf Sockel und Ornament unterstützt die ursprüngliche Dinglichkeit der Objekte, die Nahsicht hebt deren Materialität hervor. So entsteht eine eindrückliche Reihe poetischer Bilder, die den Namen «Art brut» erhält.
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